Die Stadtwerke Gera AG (SWG) musste am 27. Juni 2014 Insolvenzantrag stellen, ein bislang in Deutschland im kommunalen Bereich einzigartiger Fall. In der Stadtwerke Gera AG als Holdinggesellschaft sind alle Beteiligungen der Stadt Gera gebündelt, die sich mit der Daseinsvorsorge der rund 200.000 Bürger im Einzugsgebiet befassen, angefangen von der Energieversorgung über den öffentlichen Personennahverkehr bis hin zur Entsorgung. Die einzelnen Unternehmen des Stadtwerke-Konzerns beschäftigten rund 1000 Mitarbeiter und setzten insgesamt rund 200 Mio. Euro um.
Der Insolvenzverwaltung gelang es sehr schnell, die Betriebe zu stabilisieren und mit Unterstützung des Gläubigerausschusses sowie der Stadt Gera und des Landes Thüringen ohne Einschränkungen fortzuführen. Dabei musste eine Vielzahl von komplexen juristischen Fragestellungen nahezu zeitgleich bearbeitet werden, um einen Zusammenbruch der Beteiligungsunternehmen und damit letztlich auch der Daseinsvorsorge für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gera zu verhindern. Im engen Kontakt mit der Stadt Gera und dem Land Thüringen konnte jedoch dieser befürchtete „Dominoeffekt“ vermieden werden und die Betriebe in allen Beteiligungsunternehmen der Stadtwerke Gera AG stabilisiert werden.
Zwischenzeitlich konnten für alle wesentlichen Beteiligungen der Stadtwerke Gera AG Anschlusslösungen gefunden werden. So übernahm der bisherige Minderheitsgesellschafter Veolia weitere Anteile an der Geraer Umweltdienste GmbH & Co. KG (GUD). Ein weiterer Schritt war die Übereinkunft mit SITA Deutschland zur Übernahme der verbleibenden 25,1 Prozent Anteile der Stadtwerke Gera AG an der SITA Abfallverwertung GmbH.Die Anteile der Stadtwerke Gera an der GWB Elstertal Geraer Wohnungsbaugesellschaft mbH konnten nach Durchführung eines EU-weit ausgeschriebenen Transaktionsprozesses im Sommer 2016 an Benson Elliot veräußert werden, die die 74,9 prozentige Beteiligung übernahmen. Des Weiteren konnte mit der Übernahme der 50,1 prozentigen Beteiligungen der Stadtwerke Gera an der Energieversorgung Gera GmbH sowie der Kraftwerke Gera GmbH durch die (Mit-)Gesellschafterin ENGIE Deutschland AG die letzten wesentlichen Beteiligungen verwertet werden.
Das Insolvenzverfahren dauert an. Gleiches gilt für die Insolvenzverfahren über die Vermögen der Töchter der Stadtwerke Gera, Geraer Verkehrsbetrieb GmbH sowie FGG Flugbetriebsgesellschaft mbH Gera, für deren Betriebe jedoch jeweils Fortführungslösungen unter der Regie neuer Betreiber gefunden werden konnte.