Am 06.02.2020 ordnete das zuständige Amtsgericht Frankfurt am Main die vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen der Reifen Krieg GmbH an und bestellte Herrn Miguel Grosser zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Im Zeitpunkt der Anordnung der vorläufigen Insolvenzverwaltung handelte es sich bei dem Konzernverbund der Fintyre Gruppe, dem die Reifen Krieg GmbH angehörte, um den umsatzstärksten Reifengroßhändler in Deutschland. Die Reifen Krieg GmbH war neben ihrer operativen Bedeutung auch eine der deutschen Konzernobergesellschaften.
Mit Beschluss vom 07.02.2020 erklärte sich das Amtsgericht Frankfurt am Main daher für Insolvenzverfahren über die Vermögen der Unternehmen für zuständig, die der Fintyre Gruppe angehörten. Durch diese Entscheidung wurde der Konzerngerichtsstand für sämtliche deutschen Unternehmen der Firmengruppe in Frankfurt am Main begründet. In der Folgezeit wurde über die Vermögen von sämtlichen deutschen Konzerngesellschaften durch das Amtsgericht Frankfurt am Main das Insolvenzverfahren eröffnet und jeweils Herr Miguel Grosser zum Insolvenzverwalter bestellt. Insgesamt betraf das Konzerninsolvenzverfahren folgende 16 Gesellschaften:
Reifen Krieg GmbH, Neuhof
REIFF Reifen und Autotechnik GmbH, Reutlingen
tyre1 GmbH & Co. KG, Schifferstadt
TyreXpert Reifen + Autoservice GmbH, Hohenwestedt
Secura Reifenservice GmbH, Neuhof
RS Exclusiv Reifengroßhandel GmbH, Hohenwestedt
Fintyre Group GmbH, Neu-Isenburg
EFTD Real Estate Holding GmbH, Reutlingen
MUTAVI-Solutions GmbH, Neuhof
Duro Reifenservice GmbH, Neuhof
Komplettradlager.de GmbH, Essen
MoTi Reifen GmbH, Viersen
Reifen24 GmbH, Saalfeld/Saale
SW Reifenhandel - Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Schweinfurt
RK Beteiligungs GmbH, Heilbronn
tyre1 Management GmbH, Reutlingen
Innerhalb der Fintyre Gruppe war die Reifen Krieg GmbH im Reifengroßhandel tätig und führend. Von ihrem Standort in Neuhof aus betrieb die Reifen Krieg GmbH den Reifengroßhandel deutschland- und europaweit. Im Zeitpunkt der Antragstellung war die Fintyre Gruppe Marktführer im Bereich Reifengroßhandel in Deutschland.
Bedingt durch den Ausbruch der Corona-Pandemie im Februar/März 2020 ergaben sich bei der Bearbeitung und der operativen Betriebsfortführung besondere Schwierigkeiten. Zu den im Insolvenzantragsverfahren/Insolvenzverfahren üblicherweise zu lösenden Krisen kam hinzu, dass es zu dieser Zeit keinerlei Erfahrungen im Umgang mit den Maßnahmen und Restriktionen zur Pandemiebekämpfung gab. Dennoch wurde der Geschäftsbetrieb fortgeführt und zudem ein internationaler Investorenprozess in Gang gesetzt.
Mit Beschluss des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 01.04.2020 wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Reifen Krieg GmbH eröffnet und Herr Miguel Grosser zum Insolvenzverwalter bestellt. Der Investorenprozess konnte zu diesem Zeitpunkt nicht abgeschlossen werden, obwohl sich sowohl strategische als auch Finanzinvestoren interessiert an der Übernahme gezeigt hatten.
Aufgrund der enormen Menge an eingelagerten Reifen und zu sichernden Werte wurde der Geschäftsbetrieb gleichwohl über den Zeitpunkt der Eröffnung des Insolvenzverfahrens hinaus über Monate fortgeführt, um die ordnungsgemäße Aussonderung an die Lieferanten der Industrie ebenso wie die sachgerechte Verwertung durchführen zu können.
Im weiteren Verlauf des Verfahrens konnten nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen Kaufverträge mit einer neu gegründeten Gesellschaft geschlossen werden, die im Rahmen einer Management-buy-out-Lösung durch die früheren Firmeninhaber unterstützt wurde. Seitdem wird der Reifengroßhandel deutschland- und europaweit durch die Nachfolgegesellschaft am Standort Neuhof fortgeführt.