Der Qimonda-Konzern mit der Konzernmutter Qimonda AG war der einzige noch verbliebene europäische Hersteller und Technologieentwickler von flüchtigen Speicherchips. Es handelt sich um einen äußerst kompetitiven Markt, da die Preise pro Speichereinheit seit 30 Jahren durchschnittlich um 30 % pro Jahr fallen. In den beiden letzten Jahren vor Insolvenzantrag brach der Preis noch weitaus mehr ein. Gleichzeitig entstand eine enorme Überkapazität auf dem Speicherchipmarkt. Diese Faktoren führten dazu, dass weltweit die gesamte Branche nur mit Milliardenunterstützungen der jeweiligen Staaten überleben konnte. Der Insolvenzantrag im Jahr 2009 fiel zudem in eine Phase, in der Deutschland immer stärker in die Finanz- und Wirtschaftskrise geriet.
Die Konzernmutter, die Qimonda AG, wies vielfältige Verzahnungen und Verflechtungen zu den weiteren internationalen Konzerngesellschaften auf. Als Führungsgesellschaft des Konzerns hatte die Qimonda AG die Leitungs- und Zentralfunktionen inne, übernahm das konzernweite Finanz- und Rechnungswesen sowie die Liquiditätssteuerung und steuerte die logistischen Prozesse des Konzerns.
Die Komplexität bereits allein der Waren- und Zahlungsströme innerhalb des Konzerns waren extrem hoch. Die operative Wertschöpfung der Produktions- und Vertriebsprozess und damit der Warenfluss verlief über viele rechtliche Einheiten weltweit. Im Rahmen der Betriebsfortführung in der vorläufigen Insolvenzverwaltung wurde unter schwierigsten Bedingungen ein Umsatz von annähernd € 100 Mio. generiert.
Es wurde ein aufwändiger und weltweiter M&A-Prozess durchgeführt, im Rahmen dessen zahlreiche internationale Investorengespräche stattfanden und verschiedenste Geschäftsmodelle entwickelt wurden. Aufgrund der enormen Marktverwerfungen in der DRAM-Branche und den damit einhergehenden Subventionen anderer Staaten bzw. Kontinenten für die wenigen noch verbliebenen Wettbewerber, konnte ein privatwirtschaftlicher Gesamtübernehmer nicht gefunden werden.
Im weiteren Verlauf des Insolvenzverfahrens erfolgte die Verwertung der Vermögensgegenstände der Insolvenzschuldnerin. Ein Schwerpunkt der Verwertung war die Vermarktung des einzigartigen Patentportfolios, das aus ca. 11.000 Patenten bzw. 4.000 Patentfamilien bestand. Dieses wurde unter Aufrechterhaltung der dafür notwendigen Infrastruktur des Unternehmens zunächst in rechtlicher und tatsächlicher Hinsicht verkaufsfähig gemacht, um es sodann im Rahmen eines internationalen Investorenprozesses zu vermarkten. Nachdem im Rahmen der Verwertung bereits erhebliche Patenteinnahmen erzielt worden waren, konnte es schließlich im Jahr 2014 an die Infineon Technologies AG für einen Kaufpreis von 125 Millionen Euro veräußert werden. Zugleich wurde ein Teilvergleich geschlossen, aufgrund dessen Infineon weitere 135 Millionen Euro zahlte. Zudem werden weitere Rechtsstreitigkeiten geführt, die noch nicht abgeschlossen sind. Die Aufarbeitung weiterer zahlreicher hoch komplexer Sachverhalte dauert an.