Der Insolvenzantrag über das Vermögen der KirchMedia GmbH & Co. KG aA am 08.04.2002 leitete die damals wirtschaftlich größte Insolvenz der deutschen Nachkriegsgeschichte ein.
Die Geschäftstätigkeit der Unternehmen von Dr. Leo Kirch hatten bundesweite wie auch internationale Bedeutung (z.B. Fußballbundesliga; Fußballweltmeisterschaft 2002 und 2006; Senderfamilie: ProSieben, SAT.1, Kabel 1, N24; Formel 1; Axel Springer-Beteiligung; KirchGruppenweit mehr als 11.000 Arbeitsplätze, etc.).
In den Medienkonzern KirchMedia waren zum Zeitpunkt der Insolvenz die wesentlichen Firmen und Beteiligungen integriert, die in den Geschäftsfeldern Lizenzhandel, kommerzielles Fernsehen, Programmproduktion und Filmtechnologie aktiv waren. KirchMedia besetzte mit ihren mehreren hundert Tochtergesellschaften, Beteiligungen und Joint Ventures zentrale Positionen in der europäischen Entertainment-Industrie.
Das Kerngeschäft der KirchMedia bestand in der nationalen Akquisition und Vermarktung von Programmen in Free-TV, Pay-TV und Neue Medien. Die KirchMedia stellte dabei einen der bedeutendsten Programmanbieter Europas dar und verfügte in dieser Eigenschaft über eine der weltweit größten Film- und TV-Bibliotheken.
Die KirchMedia war ferner mit 52,2 % des Grundkapitals Hauptaktionär der ProSiebenSat.1 Media AG, dem mit vier Sendern SAT.1, ProSieben, Kabel 1 und N24 größten Fernsehunternehmen Deutschlands.
Neben der Fußball-Bundesliga hatte die KirchMedia über Tochtergesellschaften vor allem die Fußball-Weltmeisterschaft 2002 und 2006 in ihrem Rechteportfolio, wobei die Fußballweltmeisterschaft 2002 großteils während der vorläufigen Insolvenzverwaltung durchgeführt wurde.
Da es im Falle einer Betriebseinstellung oder ungeordneten Liquidation von Unternehmensteilen zu einem Übergreifen der wirtschaftlichen Krise der KirchMedia auf gesunde Unternehmensteile und damit zu einem Kollaps sowie einer Wertvernichtung der gesamten KirchGruppe hätte kommen können, bestand einer der vordringlichsten Aufgaben darin, die Betriebstätigkeit in einem siebzehnstöckigen internationalen Konzern mit mehreren hundert Unternehmen vollumfänglich fortzuführen. Es ist in den Folgejahren gelungen alle wesentlichen Vermögenswerte zu erhalten und erfolgreich verwerten.
So wurde u.a. die Beteiligung an der ProSiebenSat.1 Media AG nach einem Bietergefecht an ein internationales Konsortium sowie die zuvor von der DFL erworbenen Fußballbundesligarechte für die Saisons 2002-2004 sowie die WM 2006-Gesellschaften an eine Investorengruppe um Herrn Günther Netzer verkauft. Das Deutsche Sportfernsehen (DSF) samt PlazaMedia wurde im Rahmen eines Bieterprozesses an die heutige EM-Medien verkauft.
Mit sämtlichen Hollywood-Major-Filmstudios konnten nach umfangreichen Verhandlungen und teilweise massiven Rechtsstreitigkeiten in den USA Vergleiche erreicht werden, so dass die von Dr. Leo Kirch aufgebaute Filmbibliothek im Rahmen des Insolvenzverfahrens langfristig verwertet werden kann.
Bereits während der vorläufigen Insolvenzverwaltung waren umfangreiche Rechtsstreitigkeiten in den USA in Milliardenhöhe anhängig, deren Ausgang für die zukünftige Entwicklung des Insolvenzverfahrens von großer Bedeutung war.
Im Prüfungstermin wurden Forderungsanmeldungen in einem angemeldeten Volumen von mehr als € 9,3 Mrd. erfasst.
Die über einem Zeitraum von 9 Monaten dauernde Eigenverwaltung bei gleichzeitiger Bestellung von Herrn RA Dr. Michael Jaffé als Sachwalter mit Zustimmungsvorbehalt stellte ein Novum dar.
Fast alle der mehr als 11.000 Arbeitsplätze konnten erhalten werden, wobei die vormaligen Konzernunternehmen weiterhin erfolgreich tätig sind.